do the camp Text (falls doch dasselbe wie pdf, lieber direkt, nicht nur link, in theorie Do the Camp war ein Theorie/Performance-Labor von 14 Tagen, das im November 2002 am Tanzquartier Wien stattfand. Das Labor wurde geleitet von der Theoretikerin und Performance Künstlerin Katherina Zakravsky. Teilnehmer waren der Theoretiker Ralf Rother (D), der Theoretiker und Performancepraktiker Karl Bruckschwaiger, die Kulturtheoretikerin Irina Sandomirskaya (Rus/S) sowie die Choreographin Christine de Smedt (B). Das Labor ging aus von Giorgio Agambens Projekt Homo Sacer, in dem die These vertreten wird, dass das Lager ein symptomatischer und zentraler Ort der Moderne sei und das auch in westlichen Demokratien. Im Lager wird der Ausnahmezustand zum Gesetz. Die Personen, die im Lager leben, werden aller ihrer sozialer Eigenschaften entkleidet und abstrakten Gruppen geordnet. Das Lager ist ebenso temporär wie experimentell. Das Lager wird durch einen bestimmten souveränen Akt eröffnet, den Akt der Verbannung. Der Souverän und das kann wie gesagt auch der Volksouverän einer Demokratie sein deklariert eine bestimmte Kategorie Mensch als ausgeschlossen. Diese in einen legalen Außenraum Verbannten, die man auch mit einem archaischen Ausdruck vogelfrei nennen könnte, verbindet aber ein besonders enges Band mit der Souveränität das Band des Bannes. Die These war nun, dass das Lager schon während der gesamten Moderne die geheime Quelle einer Grundgeste der Moderne gewesen sei der Abstraktion. Und dass diese geheime politische Realität hinter der scheinbar nur formalen Geste der Abstraktion da völlig plastisch wird, wo es die menschliche Person selbst ist, die Gegenstand der Abstraktion wird. Und dies ist in den zeitgenössischen, post-dramatischen (Hans-Thies Lehmann) Tanz- und Performance-Künsten der Fall. So, wie Agamben feststellt, dass der verbannte, verworfene Mensch, der homo sacer auf das nackte Leben reduziert werde, so versuchen auch schon seit den 70er Jahren Tanz- und Performanceschaffende ihre Person, ihren Körper und ihre gesamte Bühnendarstellung auf das Skelett der reinen Präsenz zu reduzieren und dies zumeist als bewusste Absetzung von allen sozialen Definitionen. Mit Agambens Theorie des Lagers ist der wahre soziale Ursprung dieser Geste freigelegt. Neben theoretischen Vorträgen fand das Labor auch performative Formen, um diese These zu überprüfen. Im Vorfeld unternahmen Zakravsky und Sandomirskaya eine Forschungsreise nach Berlin, wo sie die Gedenkstätten des KZ Sachsenhausen und die Wannsee Villa besuchten, wo sie auch einen Videofilm drehten. Während des Labors fuhren sie zusammen mit Rother und Bruckschwaiger nach Mauthausen und drehten dort ebenfalls ein Video. Hervorzuheben wäre bei den Vorträgen vor allem ihre aktuelle Stoßrichtung. Bruckschwaiger analysierte die von Tony Blair geplanten, die EU umgebenden Auffanglager und die Flughafenasyle. Sandomirskaya berichtete von Dias unterstützt über eine pädagogische Reise von schwedischen Kunststudenten nach Theresienstadt, die in einem völlig harmlosen und unverbindlichen Workshop zum Thema Erinnerung mündete. Nur in der zweiten Woche konnten wir mit einer Choreographin arbeiten, die bei dem Projekt 9x9 mit kollektiven Methoden der Tanzdramaturgie gearbeitet hat und genau zu dieser Zeit ihre Wiener Version am Tanzquartier zeigte. Die Parallele schien uns zwingend. Im Fall der Wiener Version wurden Personen rekrutiert, die sich für sportlich hielten, ohne Tanzprofis zu sein. Sie wurden gebeten, eine Bewegungssequenz von wenigen Minuten auszuführen. Diese Sequenz wurde auf Video aufgezeichnet. Ohne dass die Personen dies vorher gewusst hatten, war ab nun ihre Aufgabe, diese Bewegung 10mal zu verlangsamen, was mittels musikalischer Markierungen (Cues) und Video methodisch bewerkstelligt wurde. Die Performance zeigte dann um die 70 Personen, die sich wie in einem Zeitlupenaquarium umeinander bewegten. Diese Methode glich aber auch einer Exekution, da bei dieser Verlangsamung jedes spontan ausgeführte Bewegungsklischee (die vor allem bei jungen Frauen häufigen Workshop-Windungen) wie unter dem Vergrößerungsglas erschienen. Gewinner war jener Mann, der einfach entschieden hatte, ein Viereck abzuschreiten seine Bewegung stach natürlich angenehm heraus. Obwohl de Smedt als Belgierin nicht allzu vertraut war mit den schweren Themen des Konzentrationslagers, mit dem der Rest der Gruppe sich beschäftigt hatte, war sie doch sehr offen für Neues. So verbrachten wir eine Nachmittagssession damit, dass de Smedt die Theoretikerinnen Zakravsky und Sandomirskaya mit kleinen choreographischen Interventionen unterbrach, während diese versuchten, ihr Agambens Theorien näher zu bringen. De Smedt wollte allerdings nicht zugeben, dass 9x9 eine Choreographie des Lagers sei. Dass aber die Teilnehmer von 9x9 fast eine Sekte bildeten, die bei einer Publikumsdiskussion keinerlei Kritik duldete, war doch ein Beleg. Als de Smedt schließlich bei der zweiten öffentlichen Präsentation die Besucher aufforderte, Gruppen nach seltsamen Kriterien zu bilden (wer eine Madonna-Platte besitzt, farbige Unterwäsche trägt etc.) fanden dann doch einige die These von der geheimen Relevanz des Lagers für die zeitgenössische Choreographie bestätigt.
do the camp do the camp - link zu pdf betrifft eher ankündigungstetxt, gehört eher in theorie (wo eh nix ist) Hier ein nachträglicher text, der es zusammenfasst. Dazu der Film "Wannsee" und dazu zwei Fotos (eins davon hat Barbara über ihrem schreibtisch), man sieht "Irina Sandomirskaja vor der Wannseevilla" und "Schautafel der Gedenkstätte Wannseevilla, Hand: Irina Sandomirskaja" Video/Stills: ich
Die kann ich nicht laden hier - schicke sie karo per email.
Do the Camp war ein Theorie/Performance-Labor von 14 Tagen, das im November 2002 am Tanzquartier Wien stattfand. Das Labor wurde geleitet von der Theoretikerin und Performance Künstlerin Katherina Zakravsky. Teilnehmer waren der Theoretiker Ralf Rother (D), der Theoretiker und Performancepraktiker Karl Bruckschwaiger, die Kulturtheoretikerin Irina Sandomirskaya (Rus/S) sowie die Choreographin Christine de Smedt (B).
Das Labor ging aus von Giorgio Agambens Projekt Homo Sacer, in dem die These vertreten wird, dass das Lager ein symptomatischer und zentraler Ort der Moderne sei und das auch in westlichen Demokratien. Im Lager wird der Ausnahmezustand zum Gesetz. Die Personen, die im Lager leben, werden aller ihrer sozialer Eigenschaften entkleidet und abstrakten Gruppen geordnet. Das Lager ist ebenso temporär wie experimentell. Das Lager wird durch einen bestimmten souveränen Akt eröffnet, den Akt der Verbannung. Der Souverän und das kann wie gesagt auch der Volksouverän einer Demokratie sein deklariert eine bestimmte Kategorie Mensch als ausgeschlossen. Diese in einen legalen Außenraum Verbannten, die man auch mit einem archaischen Ausdruck vogelfrei nennen könnte, verbindet aber ein besonders enges Band mit der Souveränität das Band des Bannes.
Die These war nun, dass das Lager schon während der gesamten Moderne die geheime Quelle einer Grundgeste der Moderne gewesen sei der Abstraktion. Und dass diese geheime politische Realität hinter der scheinbar nur formalen Geste der Abstraktion da völlig plastisch wird, wo es die menschliche Person selbst ist, die Gegenstand der Abstraktion wird. Und dies ist in den zeitgenössischen, post-dramatischen (Hans-Thies Lehmann) Tanz- und Performance-Künsten der Fall. So, wie Agamben feststellt, dass der verbannte, verworfene Mensch, der homo sacer auf das nackte Leben reduziert werde, so versuchen auch schon seit den 70er Jahren Tanz- und Performanceschaffende ihre Person, ihren Körper und ihre gesamte Bühnendarstellung auf das Skelett der reinen Präsenz zu reduzieren und dies zumeist als bewusste Absetzung von allen sozialen Definitionen. Mit Agambens Theorie des Lagers ist der wahre soziale Ursprung dieser Geste freigelegt.
Neben theoretischen Vorträgen fand das Labor auch performative Formen, um diese These zu überprüfen. Im Vorfeld unternahmen Zakravsky und Sandomirskaya eine Forschungsreise nach Berlin, wo sie die Gedenkstätten des KZ Sachsenhausen und die Wannsee Villa besuchten, wo sie auch einen Videofilm drehten. Während des Labors fuhren sie zusammen mit Rother und Bruckschwaiger nach Mauthausen und drehten dort ebenfalls ein Video.
Hervorzuheben wäre bei den Vorträgen vor allem ihre aktuelle Stoßrichtung. Bruckschwaiger analysierte die von Tony Blair geplanten, die EU umgebenden Auffanglager und die Flughafenasyle. Sandomirskaya berichtete von Dias unterstützt über eine pädagogische Reise von schwedischen Kunststudenten nach Theresienstadt, die in einem völlig harmlosen und unverbindlichen Workshop zum Thema Erinnerung mündete.
Nur in der zweiten Woche konnten wir mit einer Choreographin arbeiten, die bei dem Projekt 9x9 mit kollektiven Methoden der Tanzdramaturgie gearbeitet hat und genau zu dieser Zeit ihre Wiener Version am Tanzquartier zeigte. Die Parallele schien uns zwingend. Im Fall der Wiener Version wurden Personen rekrutiert, die sich für sportlich hielten, ohne Tanzprofis zu sein. Sie wurden gebeten, eine Bewegungssequenz von wenigen Minuten auszuführen. Diese Sequenz wurde auf Video aufgezeichnet. Ohne dass die Personen dies vorher gewusst hatten, war ab nun ihre Aufgabe, diese Bewegung 10mal zu verlangsamen, was mittels musikalischer Markierungen (Cues) und Video methodisch bewerkstelligt wurde. Die Performance zeigte dann um die 70 Personen, die sich wie in einem Zeitlupenaquarium umeinander bewegten. Diese Methode glich aber auch einer Exekution, da bei dieser Verlangsamung jedes spontan ausgeführte Bewegungsklischee (die vor allem bei jungen Frauen häufigen Workshop-Windungen) wie unter dem Vergrößerungsglas erschienen. Gewinner war jener Mann, der einfach entschieden hatte, ein Viereck abzuschreiten seine Bewegung stach natürlich angenehm heraus. Obwohl de Smedt als Belgierin nicht allzu vertraut war mit den schweren Themen des Konzentrationslagers, mit dem der Rest der Gruppe sich beschäftigt hatte, war sie doch sehr offen für Neues. So verbrachten wir eine Nachmittagssession damit, dass de Smedt die Theoretikerinnen Zakravsky und Sandomirskaya mit kleinen choreographischen Interventionen unterbrach, während diese versuchten, ihr Agambens Theorien näher zu bringen. De Smedt wollte allerdings nicht zugeben, dass 9x9 eine Choreographie des Lagers sei. Dass aber die Teilnehmer von 9x9 fast eine Sekte bildeten, die bei einer Publikumsdiskussion keinerlei Kritik duldete, war doch ein Beleg. Als de Smedt schließlich bei der zweiten öffentlichen Präsentation die Besucher aufforderte, Gruppen nach seltsamen Kriterien zu bilden (wer eine Madonna-Platte besitzt, farbige Unterwäsche trägt etc.) fanden dann doch einige die These von der geheimen Relevanz des Lagers für die zeitgenössische Choreographie bestätigt.
do the camp - link zu pdf betrifft eher ankündigungstetxt, gehört eher in theorie (wo eh nix ist)
Hier ein nachträglicher text, der es zusammenfasst. Dazu der Film "Wannsee" und dazu zwei Fotos (eins davon hat Barbara über ihrem schreibtisch), man sieht "Irina Sandomirskaja vor der Wannseevilla" und "Schautafel der Gedenkstätte Wannseevilla, Hand: Irina Sandomirskaja" Video/Stills: ich
ankündingungstext?
theory: modules oder discours?
Fim: Wansee?
Photos?
text modif.